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Fotonachweis: Tim Heinrichs Noll & www.pixelio.de

Bürgerrundfunk - auch im Saarland?

Das Erfolgsmodell "Bürgermedien in Niedersachsen" und mögliche Konsequenzen für das Saarland standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Rosa Luxemburg Stiftung/Peter Imandt Gesellschaft und des Vereins "Kultur- und Werkhof Nauwieser 19 e.V." in Saarbrücken in der Nauwies 19.

Die Leiterin des "Landesverbands Bürgermedien e.V. Niedersachsen", Angelika Schürmann, machte deutlich, wie erfolgreich die inzwischen auf 15 angewachsenen niedersächsischen Bürgerrundfunksender sowohl im Fernseh- als auch im Hörfunkbereich arbeiten. Neben den öffentlich-rechtlichen und den privaten Sendern schließen solche Bürgersender eine Lücke: Nach dem Willen der politischen Entscheidungsträger stehen sie für nichtkommerzielle, unabhängige Lokalberichterstattung, für Zugangsoffenheit für alle Bürger und für verantwortliche Medienpädagogik.

Die gut besuchte, von Dr. Ulrike Voltmer moderierte Veranstaltung fand vor dem Hintergrund statt, dass sich im Saarland gerade ein Verein "Bürgermedien Saar" gegründet hat. Die Initiatoren wollen erreichen, dass auch hierzulande wieder jeder Interessierte kostenlos Hörfunk und Fernsehen mitgestalten kann – so wie es bis 2002 im Saarland möglich war. Damals hatte die CDU-Regierung durch eine Verfassungsänderung den sog. "Offenen Kanal", der seit den Achtziger Jahren recht erfolgreich lief, einstellen lassen. Die offizielle Begründung damals: Kosten und Nutzen stünden in keinem vernünftigen Verhältnis.

Die Referentin aus Niedersachsen ermunterte alle an einem solchen Projekt interessierten Bürgerinnen und Bürger, sich für eine Reaktivierung im Saarland einzusetzen. Bei allen 15 Bürgersendern in Niedersachsen gebe es eine steigende Nachfrage unter Hörfunk- und Fernsehmachern sowie eine zunehmende Akzeptanz bei Zuschauern und Hörern. Das sei aber nur möglich geworden durch eine konsequente Qualitätssicherung der von Bürgern produzierten Reportagen und Beiträge. Alle Beteiligten würden regelmäßig kostenlos geschult. In jedem Jahr stehen außerdem mehrere Ausbildungsplätze zur Verfügung. Das betrifft sowohl den fachmännischen Umgang mit der Aufnahme- und der Schnitttechnik als auch die Schulung durch journalistische Profis.

Die Beiträge kann jeder kostenlos durch den Verleih sämtlicher erforderlicher Aufnahme-und Schnitttechnik realisieren. Inklusive der Texterstellung ist jeder für seine eigenproduzierten Werke selbst verantwortlich. Eine Zensur findet nicht statt. Es gibt nur bestimmte Einschränkungen bei zu einseitiger oder diffamierender Berichterstattung oder aber bei schlechter Text- und Bildqualität. Nur im Hinblick auf solche Kriterien wird jeder Beitrag vor der Ausstrahlung durch ein Redaktionsgremium abgenommen.

Bei dem Modell "Bürgermedien Niedersachsen" werden an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die einen bestimmten Qualitätsstandard erreicht haben, auch kleine Honorare gezahlt. Das motiviere Interessierte zusätzlich, sich an Bürgerfunk- und Fernsehen zu beteiligen.

Dem "Landesverband Bürgermedien e.V." in Niedersachsen stehen für seine Projekte pro Jahr 330.000 Euro zur Verfügung. Die Gelder stammen aus den Einnahmen an Rundfunk- und Fernseh-Gebühren. Auch im Saarland würde das Betreiben eines Bürgerkanals durch solche Gebühren-Einnahmen finanziert.

Infos zur Initiative Bürgerrundfunk Saar:
Manfred Voltmer
Tel. 0681-55020
Handy: 0172-6546911
email: [email protected]