Archiv 2005




Im Erdölmuseum von Pechelbronn


























Stadtfest in Wörth



Die mittelalterliche Ritterburg Lichtenberg
22. Mai 2005:

Exkursion/Tagesfahrt "Das ,Schwarze Gold’ von Pechelbronn" und nach Wörth
mit Dr. Nikolaus Götz

Denn wer eine Reise tut,
der kann auch was erleben.

(Volksmund)

Die Teilnehmer der zweiten Tagesfahrt des Jahres 2005 der Peter Imandt Gesellschaft e.V. trafen sich am Sonntagmorgen dem 22. Mai kurz vor 8 Uhr wie immer am Landwehrplatz von Saarbrücken. Dort wurden sie schon vom Organisationsvertreter der Peter Imandt Gesellschaft e.V. Patric Bies mit dem kleinen Reisebus erwartet. Nach der Begrüßung der rund 15 Anwesenden stellte der wissenschaftliche Fahrtbegleiter Dr. Nikolaus Götz den Teilnehmern kurz die beiden Reiseziele des Tages vor. Während der Vormittag der Besichtigung des Erdölmuseums von Pechelbronn gewidmet war, sollte, nach dem gemeinsamen Mittagessen in einem französischen Speiselokal, am Nachmittag das Städtchen Wörth und sodann die Burg Lichtenberg besichtigt werden.

Pünktlich ging die Fahrt los. Sie führte in die aufgehende Sonne, wenngleich die zahlreichen Wolken am Himmel einen eher doch trüben Tag signalisierten. Aufgrund der zahlreichen unterhaltsamen Gespräche über Politik, Wirtschaft, Kultur und das Privatleben der Teilnehmer verging die zweistündige Fahrt wie ’im Flug’, und nach einer kurzen Toiletten- und Kaffeepause irgendwo in der ’Wildnis’ von Frankreich entlang der Route Nationale 62 wurde alsbald der Ort ’Pechelbronn’ mit dem Erdölmuseum erreicht.

’Merkwiller-Pechelbronn’ ist, wie der Doppelname schon zeigt, nur ein kleiner, heute eher unbedeutender Ort. Er liegt nördlich der Städte Straßburg und Haguenau, dann östlich von Reichshoffen und ist über die D 21 zu erreichen. Vom Parkplatz im Ortszentrum von Pechelbronn bis zum Erdölmuseum waren nur ein paar Schritte zurückzulegen. Die Besuchergruppe ging dabei entlang von gut erhaltenen Fachwerkhäusern, die auch diesen Ort zieren und ihm sein typisch elsässisches Aussehen verleihen. Doch eher nur Touristen verirren sich in dieses abseits gelegene, landschaftlich aber sehr reizvolle nordelsässische Gebiet, wohl auch, um sich vom vortrefflichen kulinarischen Angebot der zahlreichen Restaurants verwöhnen zu lassen. Auf dieses Angebot sollten die Fahrtteilnehmer der Peter Imandt Gesellschaft dann am Mittag zurückkommen.

Doch zunächst ging es vor das Erdölmuseum, wo die Gruppe schon vom Museumsführer erwartete wurde. Dieser bat ins Museum und referierte über die lange Tradition der Erdölförderung von Pechelbronn. Nachweislich wurde hier seit 1498 Erdöl gefördert, weshalb sich Pechelbronn auch als Wiegstätte der gesamten später entstehenden Erdölindustrie versteht. Nach ersten Förderversuchen und Beschreibungen von 1498 durch Jacob Wimpheling, der an der Universität von Straßburg lehrte, kam es 1745 unter Antoine Le Bel zu richtigen Erdölbohrungen und dann ab 1879 zu einer wirklichen industriellen Nutzung des Pechelbronner Öls. Während des Ersten Weltkrieges wurden die Erdölquellen von französischen Flugzeugen bombardiert, was durch die Presse ging und Pechelbronn weltweit bekannt machte. Ihren Höhepunkt erreichte die Erdölförderung von Pechelbronn vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Konzession der Erdölfördergesellschaft erstreckte sich zum damaligen Zeitpunkt über rund 44000 ha Land und die Betreibergesellschaft beschäftigte als zweitgrößter Arbeitgeber im Gebiet des Niederrheins rund 3000 Personen. Mit der Entdeckung der riesigen Erdöllager in Saudi-Arabien begann jedoch der Niedergang der Pechelbronner Erdölförderung, die bald darauf 1962 eingestellt wurde. Im Jahr 1970 erfolgte die Abwickelung des Unternehmens mit der definitiven Schließung der Raffinerie, dem Verkauf des Konzessionsgeländes sowie von allen Firmenmaterialien.

Nach diesem interessanten Vortrag folgte die Führung durch die beiden Säle des Museums, in dem die zahlreichen Ausstellungstücke, Bergutensilien Dokumente, Maschinenteile, Schautafeln und vieles mehr an die lange Geschichte des Erdölabbaues erinnern. Voller Stolz wurde abschließend erwähnt, daß der Aufbau der amerikanischen Erdölindustrie unter aktiver Pechelbronner Beteiligung erfolgte. Viele französische Ingenieure wechselten nämlich nach Amerika über, um dort ihr in Pechelbronn erworbenes Wissen und ihre Erfahrungen beim Aufbau der dortigen Erdölindustrie zur Verfügung zu stellen.

Im Ortszentrum verweist übrigens eine riesige Informationswand ’Schema der Raffinerie von Merkwiller’ auf die herausragende Leistung der Pechelbronner bei der Entwicklung der modernen Industriekultur. Geschickt wurde dabei dieser Werbebeitrag dem Gesamtbild des Ortes im Fachwerkhausbaustil angepaßt.

Genau zur Mittagszeit konnte sich die Besuchergruppe im Speiselokal des Ortes Pechelbronn zu Tisch begeben. In freundlich entspannter Atmosphäre fand die Reisetruppe so Gelegenheit, beispielsweise bei einem ’Choucroutte alsacienne’, wie ’Gott in Frankreich’ zu leben.

Nach dem ausgedehnten Mittagessen begann gegen 14. 30 Uhr mit der Fahrt zu Städtchen Wörth der zweite Teil des Reiseprogramms. Wie der Zufall es wollte, präsentierte sich uns Wörth an diesem Tage mit einem ’Stadtfest’, mit vielen Infoständen und einem Tanzprogramm, das wir als spontane Zuschauer genossen. Dann aber führte der Weg wie vorgesehen ins hiesige Museum. Dieses ist in einem alten Renaissance-Schloß untergebracht und beherbergt die auf dem Schlachtfeld vom 6. August 1870 gefundenen Gegenstände: Waffen, Uniformen, Tornister, Ausrüstungsstücke der Soldaten, daneben auch Gemälde, Karten oder Postkarten. All diese ausgestellten Objekte erinnern daran, daß bei Wörth ein grausames Kriegsereignis zwischen Deutschland und Frankreich stattfand. Rund 90 000 Deutsche standen 40 000 Franzosen gegenüber, die sich an jenem 6. August 1870 ein Gemetzel "Mit Gott, für König und Vaterland"(Aufschrift der Preußen) lieferten, bei dem rund 20 000 Soldaten ihr Leben verloren. Mittels eines Gemäldes, das einen Kürassier-Angriff darstellt, sowie eines Dioramas, bei dem mehr als 4000 Zinnfiguren in der Miniaturlandschaft aufgestellt wurden, wird diese Schlacht in der Phantasie des Betrachters wieder lebendig. Im Rückblick des Jahres 2005 auf diese Epoche wird die Dummheit und Borniertheit der Nationalstaatstheorie und des Militarismus deutlich - Theorien wegen denen so viele Menschen an diesem Tag starben und in deren weiteren Folge der beiden Weltkriege noch sterben sollten.

Schlusspunkt der Tagesfahrt war nun der Besuch von Lichtenberg, ein Ort, der am Fuße einer alten Ritterburg aus dem 13. Jahrhundert liegt. Während das Wetter sich den ganzen Tag über noch einigermaßen gehalten hatte, wurde die Burg Lichtenberg erreicht, als richtig dicke Gewitterwolken aufzogen und ein alsbaldiges Unwetter versprachen. Während des Aufstieges begann der Wind zu blasen und zeigte das nordelsässische Bergland in dunkelschönem Gegenlicht. Das sattgrüne Umland hob sich dabei gegen den dunkelgrauen Himmel ab und präsentierte so die Besucher im windigen Kontrast, bis diese vom einsetzenden Regenguss vertrieben wurden.

Die mittelalterliche Ritterburg Lichtenberg, von Vauban im 17 Jahrhundert modernisiert, wurde am 10. August 1870 von einem Bataillon württembergischer Jäger gestürmt und dabei völlig zerstört. Der Krieg von 1870/71 war deshalb auch das Bindeglied zwischen der Stadt Wörth und Burg Lichtenberg. Seit 1993 läuft das Projekt des Wiederaufbaus dieser traditionsreichen Anlage verbunden mit dem Ausbau zu einem regionalen Kultur- und Tourismuszentrum. Dabei kommt der Geschichte, der Landschaft, dem roten Burgsandstein wie dem Theater eine besondere Bedeutung zu, so die Erklärung im kostenlosen Burgprospekt der Gemeinde Lichtenberg.