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Das Mitglieder der Peter Imandt Gesellschaft und gleichzeitig Kulturpolitischer Sprecher der Saar-Linken Lothar Schnitzler, MdL eröffnete den Vortrag vom Michael Faber mit einem Goethe-Zitat: "Wahrhaftig, du hast recht! Mein Leipzig lob' ich mir! Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute.!"


Michael Faber: "Hochwertiges kulturelles Angebot kann Wirtschaftsunternehmen anziehen"


Michael Faber im Expertentalk mit Kurt Bohr, Vorsitzender der Saarländischen Gesellschaft für Kulturpolitik
Pressebericht: Unvergleichliches Leipzig
Lernen vom Osten?
– Kritischer Blick auf einen Vortrag

Keine Quelle der Inspiration für die Saar-Kultur war ein Vortrag des Leipziger Kulturbürgermeisters Michael Faber, der auf Einladung der Kulturpolitischen Gesellschaft Saar in Saarbrücken über seine Stadt referierte. Dabei steht die Reihe unter dem Motto: "West-östlicher Divan: Was kann der Westen kulturell vom Osten lernen?"

"Lernen" wollen die Saarländer offensichtlich nichts. Es scheint sogar ein abschreckendes Wort. Denn zum Vortrag von Leipzigs Kulturbürgermeister Michael Faber im Saarbrücker Hotel am Triller fand sich gerade mal ein Dutzend Menschen ein.
"West-östlicher Divan: Was kann der Westen kulturell vom Osten lernen?", so lautet der Titel der jungen Vortragsreihe der Kulturpolitischen Gesellschaft Saar. Er suggeriert, es gäbe Erfahrungen im Osten, die die Saar-Kulturpolitik voran bringen könnten. An diesem Punkt erwies sich Fabers durchaus aufschlussreiches Referat „Leipzig: eine bürgerliche Stadt nach drei großen Umbrüchen“ als ernüchternd: Jeder Vergleich, so lautete die Erkenntnis, hinkt – und wurde von Faber auch gar nicht erst gewagt. Der Referenthielt sich an Leipzig, mit der Transferleistung plagten sich die Zuhörer. Etwa, wenn sie hörten, dass dort das "lebendige" Image durch Studenten zu Stande kommt, die, anders als in Saarbrücken, mitten im Herzen der Stadt studieren. Auch gibt Leipzig zehn Prozent des Etats – 115 Millionen Euro – nur für Kultur aus (Saarbrücken: 1,4 Prozent) und besitzt mit der Nationalbibliothek, der Leipziger (Mal-) Schule, dem Gewandhausorchester oder der Buchmesse – bundesweit ausstrahlende Top-Institutionen, die wie selbstverständlich für eine Kulturstadt-Aureole sorgen.

Dabei hätte es einen maßgeblichen Ost-West-Verknüpfungspunkt gegeben. Denn durch Faber stellte sich heraus, dass die einstige Stifter-Stadt Leipzig offensichtlich ebenso wenig „bürgerlich“ funktioniert wie Saarbrücken. Faber arbeitete heraus, dass es für Leipzigs bürgerliche Elite von einst – Industrielle, Verleger, Kaufleute mit ihrem berühmten Stiftungs-Fleiß – bis heute keine Nachfolge-Schicht gibt. Denn nicht nur NS-Regime und Ex-DDR verdrängten und verteufelten die Großbürger-Kultur, auch die Wende sorgte dafür, dass Chefposten in Akademien und Universitäten von Nicht-Leipzigern okkupiert wurden und Einheimische abwanderten.
Von einer „Renaissance des Bürgertums“ weit und breit keine Spur, so Faber. Hoffen auf Sponsoren. Und was dann, was tun? Offensives Stiftungsmarketing? Andere innovative Konzepte? Doch auch Faber stützt sich nur auf die üblichen Verdächtigen: erfolgreiche Unternehmen wie BMW, DAL, Porsche und Siemens. Und hält hohe Auslastungszahlen für den effektivsten Existenz-Schutz für Kultureinrichtungen.
Fazit: Am Ende hatte man viel Wissen über Leipzig eingesammelt und keinen neuen Gedanken für die Saar-Kultur gefasst – kein Kompliment für die Reihe.

Von SZ-Redakteurin Cathrin Elss-Seringhaus
Quelle: Saarbrücker Zeitung vom 5. Juli 2010