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Vladimir Umalatov, Waldemar Weirich (West-Ost-Freundschaftsgesellschaft), Achmat Ebzeev, Emma Tscherkasova und Olga Schulz (West-Ost-Freundschaftsgesellschaft) v.l.n.r.


Zahlreiche Interessierte kamen zu dem Erfahrungsaustausch mit Politikern aus der russischen Republik Karatschai-Tscherkessien.


Smalltalk am Rande des Treffens:
Lothar Schnitzler, Vladimir Umalatov und Waldemar Weirich.


Eine Uhr mit dem Parlament von Karatschai-Tscherkessien als Motiv überreichten die Gäste dem Regionalbüroleiter Patric Bies.
September 2009

Politiker aus Nordkaukasus zum Informationsaustausch bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Saarbrücken

Unter dem Moto "Begegnungen mit den Menschen in Westeuropa" besuchte Anfang September eine dreiköpfige Delegation von Politikern aus Karatschai-Tscherkessien die Rosa-Luxemburg-Stiftung/Peter-Imandt-Gesellschaft in Saarbrücken. Für Achmat Ebzeev (Mitglied des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Umweltschutz), Vladimir Umalatov (Vorsitzender des Ausschusses für Gesetzgebung, Staatsbauwesen und Ortsverwaltung) und als langjährige Parlamentsreferentin Emma Tscherkasova (seit kurzem im Ruhestand und ehrenamtlich aktiv) war es der erste Besuch im Saarland.

Die Gruppe informierte breitwillig über die Lebenssituation in der autonomen russischen Republik Karatschai-Tscherkessien im Norden des Kaukasus, deren Einwohner sich in fünf kulturell unterschiedliche Volksgruppen aufteilen. Im Gegensatz zu den Menschen im benachbarten Abchasien, Georgien und Tschetschenien lebt man dort weitgehend frei von bewaffneten Konflikten.

Das war nicht immer so: 1929 als Autonomes Gebiet der UdSSR gegründet wurde das Karatschaische Autonome Gebiet 1943 aufgelöst und die Karatschaier wegen angeblicher Kollaboration mit den deutschen Besatzern deportiert. Während und in Folge der Deportation kamen viele Karatschaier ums Leben. Erst nach der "Entstalinisierung" im Jahr 1957 wurden den Karatschaiern die Rückkehr gestattet und die Republik mit dem früheren Doppelnamen und den alten Grenzen als Autonome Sowjetrepublik wieder hergestellt. Nach Auflösung der Sowjetunion gründete sie sich als Republik innerhalb Russlands. Die Wirtschaft gilt trotz hoher Arbeitslosigkeit als vergleichsweise stabil. Alle industriellen Unternehmen sind in der Hauptstadt Tscherkessk konzentriert, darunter Chemiebetriebe und Lebensmittelverarbeiter. Bekannt sind die vielen Mineralwassermarken Karatschai-Tscherkessien für den russischen Markt.

In den Räumen der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Saarbrücken traf man sich zum Meinungsaustausch mit Linken Politikern. Daran nahmen teil: die Landtagsabgeordneten Birgit Huonker und Lothar Schnitzler, der Bundestagskandidat und Mitbegründer der Peter-Imandt-Gesellschaft Thomas Lutze so wie die Kommunalabgeordneten Gabriele Ungers und Jessica Zeyer (beide Saarbrücken) und Sandy Stachel aus Schiffweiler.

Einhellig bedauerte man die "eingefrorenen" Kontakte des Saarlandes nach Georgien und zu den Völkern des Kaukasus, wofür man die CDU-Landesregierung verantwortlich macht. Seit Ablösung der ehemaligen SPD-Landesregierung im Jahr 1999 sei der Osten kein Thema mehr in der Saarbrücker Staatskanzlei. Deshalb sieht der Landtagsabgeordnete Lothar Schnitzler dringenden Handlungsbedarf und will sich dafür einzusetzen, die von der ehemaligen Landesregierung unter Oskar Lafontaine gepflegten Beziehungen in den Kaukasus neu zu beleben. "Dass miteinander reden besser ist als über Gebietsverluste und Gewinne zu streiten, mussten wir in unserer Geschichte an der deutschfranzösischen Grenze auch erst mühsam lernen. Den im Kaukasus lebenden Menschen wünsche ich daher für die Zukunft ein ebenso harmonisches Zusammenleben wie wir in der Großregion Saar-Lor-Lux", so Schnitzler.

Der Büroleiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung Patric Bies bedankte sich für das Gastgeschenk und würdigte das Engagement von Jens Bicker und Waldemar Weirich von der West-Ost-Freundschaftsgesellschaft, ohne die diese Begegnung nicht zustande gekommen wäre.