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Roland Röder über Biopiraterie


Von links: Küchenchef Michael Wollbold, Roland Röder (Aktion 3. Welt Saar), Peter Gillo MdL







Ungewöhnlicher Erntedankabend mit regional erzeugten Lebensmitteln

Eigenbericht 23.10.2008

Gemeinsam mit der Gesellschaft für nachwachsende Rohstoffe und weiteren Akteuren der saarländischen Landwirtschaft führte die Peter Imandt Gesellschaft erstmalig einen „Erntedankabend“ in der Gaststätte Dorfkrug im Wadgasser Ortsteil Schaffhausen durch.
Hierbei ging es nicht um ein klassisches Erntedankfest. Ziel war es hochwertige Bioprodukte vom Bioland-Hofs Marcus Comtesse aus der aus diesjährigen Ernte bekannt zu machen. Diese waren in nur etwa 500 Meter Entfernung vom Dorfkrug gesät, gewachsen und geerntet worden. Denn heimisch erzeugte Lebensmittel, so die Überzeugung der Organisatoren, haben bei ihrer Produktion und Vermarktung den Vorteil weniger Energie zu verbrauchen als konventionelle. Zudem führt „Regionalisierung der Herstellung“ zur besseren Transparenz bei der Erzeugung.
Leider haben selbst Bioprodukte heute den Nachteil aus fernen Ländern zu kommen. Zwar kann man sich auf die Bio-Kontrollen weitgehend verlassen, so Patric Bies von der Peter Imandt Gesellschaft, doch fallen deren Ökobilanzen zunehmend schlechter aus.

Die Initiative für diesen Abend kam von der Gesellschaft für nachwachsende Rohstoffe e.V., die seit Jahren die Aktivitäten von Marcus Comtesse unterstützt. Begonnen hatte man damit die Ölpflanze Leindotter in Mischfruchtsystem anzubauen, wie ihr Präsident Peter Gillo, MdL während seiner Eröffnungsrede hervorhob. Dies ermöglicht die gleichzeitige Ernte eines Hauptprodukts (z.B. Dinkel) und von Pflanzenöl als Nebenprodukt. Dadurch kann der Energieeinsatz zur Bewirtschaftung deutlich sinken.

An dem Abend standen natürlich auch die berühmten und oft prämierten Bio-Kartoffeln des umtriebigen Landwirts „Linda“ und „Marabell“ im Mittelpunkt des Interesses. Roland Röder von der Aktion 3. Welt Saar verwies in seinem Statement auf das zunehmende Problem der „Biopiraterie“, d.h. die Kommerzialisierung biologischer Vielfalt durch private Aneignung des genetischen Codes von Pflanzen zu Gunsten der großen Saatgutfirmen. Der in Deutschland bekannteste Fall von Biopiraterie ist die Kartoffel „Linda“. Deren Saatgut darf durch Anweisung des Rechteinhabers, die Firma Europlant GmbH in Lüneburg, nicht mehr vermehrt werden. „Linda“ soll „sterben“ weil die Kapitalverwertungsinteressen wichtiger sind als deren guter Geschmack und Beliebtheit bei den Verbrauchern.

Frisch aus der Abtei-Senfmühle in Mettlach eingetroffen war auch der neue Bio „Tafelsenf“ aus gelben und braunen Senfsaaten von Comtesse, der ebenfalls mit Leindotter gewachsen war. Küchenchef Michael Wollbold lobte die Idee von Regionalprodukten. Ihm sei auch kein Restaurant bekannt, dass seine Produkte so nah aus der Nachbarschaft beziehen. Gemeinsam mit Gillo freut er sich auf den nächsten Erntedankabend im Oktober 2009 und, dass weitere Landwirte und gastronomische Betriebe im Saarland diesem Beispiel folgen werden.