Vor der Abfahrt: Nikolaus Götz und Patric Bies begrüßen die Teilnehmer
Trotz strenger Kälte war es am Feuer auf dem Marktplatz in Phalsbourg sehr angenehm
Die Führung beginnt: den Erklärungen des Stadtführers lauschend
Sitzungssaal des Gemeinderates mit historischen Schlachtengemälden
Ausstellungssaal mit Doppelbüste des Dichterpaars Erckmann-Chatrian
Blick auf Saverne und in die Tiefen des Elsass
Der Wohnsitz der Rohans, das heutige Stadtschloss von Savern
Im Restaurant von Saverne am Tisch zum Essen vereint
Rückweg über den Weihnachtsmarkt von Saverne |
|
18. Dezember 2005:
Exkursion/Tagesfahrt nach Phalsburg und Saverne
mit Dr. Nikolaus Götz
"Genieße das Leben auf der Reise und ziehe hin, wo du es vergnüglich und nützlich findest. .... Du kannst dich nach Belieben in der Welt umsehen: denn die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen."
Johann Wolfgang von Goethe
Die Teilnehmer der vierten und letzten Tagesfahrt des Jahres 2005 der Peter Imandt Gesellschaft trafen sich am Sonntagmorgen, dem 18. Dezember, gegen 9 Uhr an der zentralen Abfahrtsstelle am Landwehrplatz von Saarbrücken. Dort empfing sie der wissenschaftliche Fahrtbegleiter der Imandt-Gesellschaft Dr. Nikolaus Götz Auch der Organisationsvertreter Patric Bies traf nur ein paar Minuten später als Chauffeur mit dem kleinen roten Reisebus ein.
Nach der Begrüßung der Anwesenden stellte Dr. Götz den Teilnehmern die beiden Reiseziele des Tages vor. Zunächst sollte die Fahrt nach dem südlich von Saarbrücken gelegenen Phalsbourg gehen, wo das Heimatmuseum besichtigt werden sollte. Der Restvormittag stand dann für den Besuch des Gänseleberfestes zur Verfügung. Das zweite Reiseziel des Tages sollte gegen 13 Uhr angefahren werden: der Weihnachtsmarkt von Saverne. Da es keine weiteren Informationsfragen gab, bestieg die Reisegruppe den Bus und "ab ging die Post". Kaum hatten es sich die Teilnehmer auf den Sitzplätzen des Kleinbusses bequem gemacht und erste Gespräche angefangen, als auch schon das von Saarbrücken nur 50 km entfernte Reiseziel erreicht worden war.
Der Kleinbus hielt direkt am zentralen Marktplatz von Phalsbourg, zwischen Kirche und Rathaus, um den herum ausreichend Parkplatz zur Verfügung stand. Auf dem Marktplatz war ein großes Festzelt zu sehen, aus dem Musik und Betriebsgeräusche drangen, womit klar war, dass wir am richtigen Ort angekommen waren.
Nach dem Ausstieg gingen die Teilnehmer der Gruppe die paar Schritte hin zum Festzelt, vor dessen Eingang in einer großen Eisenschale ein Feuer mit großen Holzscheiten lustig vor sich hinbrannte. Dieses Feuer spendete nicht nur Wärme in der etwas windigen, aber sonnigen Vormittagskälte, sondern vermittelte auch eine stimmungsvolle Atmosphäre. Dieser vorweihnachtliche Eindruck wurde durch die geschmückten Tannenbäumchen, dann die Weihnachtskrippe, einen grüßenden Nikolaus mit langer, roter Mütze und die aufgestellten Weihnachtsbuden verstärkt. Von den Ständen wehten verführerisch duftende Gerüche herüber, von süßlich riechendem Glühwein, würzigen Zimtwaffeln und von brennenden Bienenwachskerzen, Wohlgerüche, die sich mit dem Geruch des rauchigen Feuers vermischten.
Während so die Reisegruppe an der Feuerschale kurz verweilte, eilte Nikolaus Götz schnell an das Rathaus vor, um dem dort schon wartenden Museumsführer die Ankunft zu melden, die Formalitäten abzuwickeln und sodann die Gruppe an den Eingang nachzuholen. Im Phalsbourger Rathaus war auch das Heimatmuseum untergebracht, das es zu besichtigen galt.
Im historischen Museum und auf dem Gänseleberfest
Das historische Museum von Phalsbourg befindet sich in der ehemaligen Hauptwache der Kasematten und ist ein sorgfältig renovierter Teil der Befestigungsanlage von Phalsbourg, die von Vauban, dem berühmten Festungsarchitekten Ludwig XIV., gebaut wurde. Deshalb erinnert Phalsbourg auch stark an Saarlouis, wobei der große Markt mit den umgebenden Häusern ebenso wie die Kasematten ein nur etwas kleineres Duplikat der saarländischen Festungsstadt zu sein scheinen. Jetzt unter dem Gewölbe der Kasematte stehend, erklärte uns der Deutsch sprechende Stadtführer Herr Kocher, Vater des amtierenden Bürgermeisters, die Geschichte seiner Heimatstadt.
Der Name ’Phalsbourg’ ist nichts anderes als die französisierte Schreibweise des deutschen Wortes ’Pfalzburg’. Die heutige Stadt wurde 1570 gegründet und erhielt ihren Namen von ihrem Gründer, dem Pfalzgrafen Georg-Hans von Veldenz. Ein wichtiges Datum in der folgenden Stadtentwicklung war der Ausbau zur Festungsstadt durch Vauban im 17. Jahrhundert. Aus dieser Zeit sind heute noch die unverkennbare Grundstruktur ebenso wie die beiden Stadttore, die ’Porte de France’ und die ’Porte d’ Allemagne’ und der Pulverturm erhalten. Im Gedächtnis der Bürger der Stadt verblieb auch das Kompliment von Kaiser Napoléon, der diese Stadt als ’Die Wiege der Tapferen’ benannte, da in ihr so viele seiner Generäle geboren wurden. Die lebensgroße Nachbildung eines dieser Generäle als Gipsstatue war denn auch direkt am Eingang des Museums zu bewundern. Bedauerlicher Weise wurde Phalsbourg im deutsch-französischen Krieg von 1870 einen Tag lang von den Preußischen Truppen schwer beschossen, wobei unter anderem die städtische Kirche zerstört wurde.
Beim folgenden Gang durch die Räume des Stadtmuseums erregten vor allem die zahlreichen Uniformen und Kriegsgeräte aus den Kriegen von 1870 und den beiden Weltkriegen das besondere Interesse der Besucher. Sehenswert war auch die Rekonstruktion einer Küche undbeiner Stube mit den erhaltenen alten Gerätschaften, da so das im Vergleich zur Gegenwart ’schwere Leben’ der Bauern und Bürger um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert deutlich wurde. Beispielsweise regte der ’Wasserstein’ die betrachtenden Besucher zum vergleichenden Diskutieren an.
Besonders stolz ist Phalsbourg auf zwei seiner Bürgersöhne aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die beiden 1822 und 1826 geborenen Elsässer Emile Erckmann und Alexandre Chatrian erlangten als Schriftsteller und Heimatdichter mit ihrem literarischen Werk überregionalen Ruhm. Im Phalsbourger Heimatmuseum befindet sich deshalb eine eigene Abteilung, die über das Leben und Werk dieses Autorenpaares informiert.
In Romanen, Theaterstücken und Erzählungen beschreiben Erckmann-Chatrian aus ihrer Sicht die Revolutionszeit, das Kaiserreich unter Napoléon, die Revolution von 1848 sowie den Krieg von 1870/71. Ihr Werk wird heute rückblickend verstanden als ’Geschichte eines Mannes aus dem Volk’.
Endstation der eine gute Stunde dauernden Museumsführung war die Gemäldesammlung im heutigen Sitzungssaal des Rathauses. Die dortigen Gemälde zogen nicht nur wegen ihrer Größe, sondern auch wegen der Kriegsmotive erneut die besondere Aufmerksamkeit auf sich. Dass sie dem Saal ein eigenartiges Flair von menschlicher Würde wie auch von Nichtigkeit und Vergänglichkeit verleihen, sei nur nebenbei angemerkt.
Schließlich war es doch schon fast Mittag geworden, als die Besuchergruppe endlich das Festzelt von Phalsbourg betrat, wo das Gänseleberfest in vollem Gange war. Es beeindruckte alle, welche Fülle von kulinarischen Angeboten das relativ kleine Phalsbourg zu bieten hatte. Die von den einheimischen Händlern angebotene umfangreiche Produktpalette reichte von Backwaren wie Brötchen, Brot, Kuchen und Lebkuchen über Süßwaren, Honig, Bonbons oder Schokolade hin zu Wurst- und Fleischangeboten, wobei neben der Gänseleberpaste besonders die sorgfältig geräucherten Wildprodukte auffielen. Zahlreiche Käsesorten gab es, dann zu Marmelade oder Confitüre, Saft oder Schnaps weiter veredeltes Obst. Nicht vergessen werden soll das riesige Angebot an Weinen, wobei es auch nicht an elsässischem Crément fehlte. Eine eigene Zeltecke war den Fischen vorbehalten. An all diesen Ständen, die in einem großen Kreis aufgestellt waren, wurde eine Kostprobe gereicht. Man konnte hier ein Häppchen kosten, dort ein Schlückchen probieren und sollte abermals ein Scheibchen versuchen, dann an einem Gläschen nippen, um endlich ein weiteres kleines Gläschen gereicht zu bekommen - ohne einen Cent bezahlen zu müssen. Auf diese sehr angenehme Weise wurde auf die heimischen Produkte aufmerksam gemacht und zudem wurde der Besucher in ein individuelles Gespräch mit dem Erzeuger verwickelt. Viele der Anwesenden ließen sich so zum Kauf der Produkte verführen und eh man sich versah, hatte man mehr Geld ausgegeben, als man eigentlich wollte.
In der Mitte des beheizten Festzeltes hatten die Organisatoren eine größere Sitzgruppe mit Tischen und Bänken aufgebaut, an denen sich der wohl vom Kaufen müde Besucher niederlassen konnte. Doch auch hier wartete die nächste Gaumenfreude. Ein echt französisches drei Gänge Menü wurde von dem "mobilen Restaurant" Erckmann-Chatrian für einen im Vergleich relativ günstigen Preis angeboten. Als Entree gab es beispielsweise 6 Austern, als Hauptgericht Kassler mit Püree und danach als Dessert ein Stück Tarde oder ein Eis. Und so waren die Plätze in der Mitte des Saales fast alle belegt, zumal es genau die Mittagszeit war, in der normalerweise gegessen wird. Mit Bedauern auf die gereichten Speisen blickend, musste die saarländische Gruppe sich aber jetzt von Phalsbourg verabschieden, da die Weiterfahrt nach Savern für 13 Uhr vorgesehen und das Mittagessen auf dem dortigen Weihnachtsmarkt geplant war.
Auf dem Weg nach Saverne
Eigentlich ist es nur ein Katzensprung von Phalsbourg nach Saverne, so dass die paar Kilometer in nur wenigen Minuten zu fahren gewesen wären. Da unser Fahrweg entlang der N 4 aber fast an einem der berühmten Schiffshebewerke des Rhein-Marnekanals vorbeiführte, wurde spontan beschlossen, noch dieses ’Bauwunder’ zu besichtigen. Deshalb kurvten wir noch ein paar Kilometer im engen Nebental der Marne, bis wir das Hebewerk genau vor uns liegen sahen. Leider war die direkte Zufahrt zur Anlage nicht möglich, da uns eine Zaunanlage stoppte. Zu dieser Jahreszeit waren Besichtigungen für Touristen nicht mehr vorgesehen. Doch aus der Distance dieser Zufahrtsstraße war ein guter Gesamtblick auf das Hebewerk zwischen den beiden Kanälen möglich, so dass die Konstruktion um so besser zu sehen war und die enorme Hebeleistung eines Höhenunterschiedes von bestimmt mehr als 30 Meter bestaunt werden konnte. Kaum waren wir wieder auf der Hauptstrecke nach Saverne, als es zu einem zweiten Zwischenstopp kam: Haut Barre oberhalb von Saverne.
Obgleich schon etwas hungrig, erklommen wir den Burgfried und genossen den Panoramablick auf das weit unter uns im Winterdunst liegende Land. Während einige der Reisegruppe den Aufenthalt an der frischen Luft zum Rauchen einer Zigarette nutzen, waren andere Teilnehmer an das Burgrestaurant geeilt, um sich die dort aushängende Speisekarte anzuschauen.
Spätestens jetzt wurde beim Blick auf die Preise klar, dass wir uns auf einer alten Raubritterburg befinden mussten und der Beschluss wurde gefasst, umgehend nach Saverne weiterzufahren. Schnell waren die paar Kilometer bis dorthin zurückgelegt und ebenso schnell wurde ein Parkplatz an der Rückseite des Stadtschlosses gefunden. Dieses ehemalige Schloss der Rohans, eines der ältesten und reichsten Adelsgeschlechter Frankreichs, erinnert an die Epoche, in der Saverne Bischofssitz war. Vor der riesigen, majestätischen Schlossfassade in neoklassizistischem Baustil war der Saverner Weihnachtsmarkt aufgebaut, zweites Fahrtziel unser Tagestour.
|