Archiv 2000 bis 2002







"Die Grünen sind eine korrupte Partei"

Gründungsmitglied Jutta Ditfurth rechnet mit ihren ehemaligen Weggefährten ab.

Saarbrücken (dtu). "Die Grünen sind heute eine opportunistische, korrupte Partei wie alle anderen Parteien auch." Gnadenlos rechnete die Grünen-Mitbegründerin Jutta Ditfurth bei einer Vortragsveranstaltung der PDS-nahen Peter-Imandt-Gesellschaft mit "ihrer" Ex-Partei ab. "Die Grünen sind doch nur noch Mehrheitsbeschaffer", sagte Ditfurth vor einem interessierten Publikum in der Stadtgalerie Saarbrücken.

Aus inzwischen 20 Wahlniederlagen habe die Partei gelernt: Als Parteivorsitzender sei Fritz Kuhn das Signal an die CDU, dass eine Koalition nicht nur mit der SPD möglich sei. Claudia Roth bediene die Emotionen der Parteibasis. Cem Özdemir bezeichnete sie als Prototyp des neuen grünen Partei-Gängers. Mit den Überzeugten linken Ökologen der frühen 80er Jahre hätten die heutigen Grünen kaum mehr Gemeinsamkeiten: Anfang der 90er Jahre hätten  viele überzeugte Grüne die Partei verlassen: “Es blieben die, die sich statt um das Allgemeinwohl um ihr persönliches Wohl kümmern wollten."

Zwischen 1989 und 1991, erläuterte Ditfurth, hätte es bei 40.000 Mitgliedern rund 10.000 Parteiaustritte gegeben. Zwischen 1994 und 1999 seien weitere 50 Prozent der "alten" Parteimitglieder ausgetreten. Nach der Regierungsbeteiligung der Grünen habe es weitere 5000 Austritte gegeben. Damit hätten drei Viertel der Mitglieder der heutigen Grünen nichts mehr mit den Gründungsidealen der Partei zu tun. Als Bertelsmann und Volkswagen begannen, Schröder als Kanzler zu unterstützen, hätte man stutzig werden müssen. Wenn das Kapital, so Ditfurth, investiere, bedeute das Sozialabbau und Kriegsgefahr.

Für Jutta Ditfurth sind die Grünen auf ihrem Weg ins bürgerliche Lager nicht mehr aufzuhalten. Das sei ihr schon 1988 klar geworden, was 1991 zu ihrem Parteiaustritt führte. Heute gehürt die 50-Jährige zu einer Gruppierung "Ökologisch Linker". Für Ditfurth sind die Grünen nicht einmal mehr eine Auseinandersetzung wert. Dementsprechend gab Ditfurth auch keine Antwort auf die  Frage des Abends: "Was kommt nach den Grünen?"

aus: "Saarbrücker Zeitung", 16. April 2002