Archiv 2005




Veranstaltungsankündigung aus "Durchblick - Zeitung der Verdi-Betriebsgruppe im Sulzbacher Knappschaftkrankenhaus":

9. Sulzbacher Krankenhaus Gespräch am 25. Mai
Der Nazis neue Kleider

Die ver.di Betriebsgruppe lädt alle Kolleginnen und Kollegen ganz herzlich zu einer interessanten Veranstaltung am 25. Mai in den Mehrzweckraum ein. Aufklärung und Information zu Neonazismus sind Gegenstand einer Veranstaltung, zu der die ver.dianer den Kollegen F. Schumann aus Berlin gewinnen konnten. 60 Jahre nach Ende des Krieges will ver.di gemeinsam mit dem DGB aus Sulzbach und der Saarbrücker Peter Imandt-Gesellschaft vor alten und neuen Nazis warnen, denn der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das Übel kroch.

Das Hakenkreuz kennen alle, den Gruß "Heil Hitler" auch. Doch was macht man, wenn solche Inhalte versteckt werden, wenn aus "Heil Hitler" die Zahlenkombination 88 wird? Der Sportlehrer freut sich vielleicht, dass seine Schützlinge auch in der Freizeit Basketball-Shirts tragen. Und die Nummer 88 ist sicherlich ein bekannter Profisportler, den er nur nicht kennt.

Was für Außenstehende unauffällig wirkt, hat für diejenigen, die sich auskennen, die Jugendlichen, eine enorme Bedeutung. Die mehr als 120 bekannten Zeichen, die verdeckt oder offen eine politische Orientierung nach rechts mitteilen, sind für die meisten Erwachsenen eine Fremdsprache. Sie sind jedoch nicht nur Erkennungsmerkmal für Gleichgesinnte und vermitteln ein Gruppengefühl, sie transportieren auch eine politische Botschaft. Ähnlich neonazistischer Musik, bei der der Musikstil kein eindeutiges Indiz für die politische Ausrichtung der Band ist, kann ein unscheinbares Symbol eine große Bedeutung für seinen Träger haben. Politische Symbole sind nichts anderes als die komprimierte Darstellung der wesentlichen Grundsätze einer Weltanschauung. Ihre Wiedergabe vermittelt einen bestimmten Inhalt, eine Deutung, oder ist gerade bei jugendlichen Trägern erst einmal „nur“ Ausdruck eines Gefühls. Das Gefühl des „Rechtsseins“ steht im Vordergrund und schließt einen ausformulierten, politischen Inhalt nicht zwingend mit ein. Die politische Botschaft kann sich in der Aufwertung des Eigenen und der Ablehnung alles Fremden erschöpfen. Wir haben Falco Schumann von Apabiz aus Berlin für dieses Gespräch, das wir gemeinsam mit der Peter-Imandt-Gesellschaft durchführen, gewinnen können. Er beleuchtet die Codes und Symbole rechter Jugendlicher und ihren Zusammenhang mit einem Lifestyle, zu dem auch bestimmte Markenkleidung gehört.

Inhaltlich dreht sich der Vortrag vor allem um die Frage, warum nicht mehr alle Neonazis als Skinheads rumlaufen, sondern in verschiedenen Jugendkulturen verankert sind, die lange keine Schnittmengen mit der Neonaziszene hatten. Zur Beantwortung dieser Frage werden verschiedene Themengebiete analysiert und erörtert. So spielt die Wandlung der Neonazis von der Szene zur Jugendbewegung eine wichtige Rolle und vor allem die damit verbundene Öffnung für verschiedene Jugendkulturen wird anhand einiger Beispiele plastisch dargelegt. Darüber hinaus werden die Nutzung und Besetzung linker Symbole durch Neonazis und das veränderte Erscheinungsbild von rechten Frauen thematisiert.

Als Fazit regt der Vortrag eine Blickschärfung gerade im Bereich der Jugendkulturen an und bietet Lösungsansätze für effektive Gegenstrategien an. Also ein Sulzbacher Krankenhaus Gespräch, das Aufklärung und Hintergrundinformationen über neue Nazis verspricht. Ein wichtiger Beitrag, 60 Jahre nach Ende des deutschen Faschismus, den die ver.di Betriebsgruppe da leisten will. (...)